Geschichte Musikverein

Die Musikkapelle bei der Gründung 1958
Musikkapelle bei der Gründung

 

Der Gedanke, in Griesingen eine Musikkapelle zu gründen, bestand schon seit einiger Zeit. Mitte November 1956 beschlossen deshalb einige Griesinger beim Frühschoppen, diesen Gedanken in die Tat umzusetzen.

Spontan wurde eine Liste angelegt, in die sich 15 dieser „Frühschoppler“ eintrugen, um sich aktiv in der zu gründenden Kapelle zu engagieren. In der folgenden Woche wurde dann kräftig Werbung für die neue Kapelle gemacht, so dass man sich am nächsten Samstag mit 24 musikbegeisterten jungen Leuten treffen konnte. Es sollte beraten werden, wie man aus dem „Nichts“, ohne jegliche Vorkenntnisse eine Musikkapelle gründet.

Ziemlich schnell wurde klar, dass als erstes ein Ausbilder und ein Dirigent gefunden werden musste. Es konnte nämlich noch keiner der Anwesenden ein Instrument spielen.

Karl Herzog aus Altbierlingen erklärte sich spontan bereit, den Versuch zu wagen, in Griesingen eine Musikkapelle aufzubauen.
Als erstes Probelokal stellte der Adlerwirt Wilhelm Hildenbrand seinen Saal kostenlos zur Verfügung. Beim ersten Treffen der neuen Kapelle mit dem zukünftigen Dirigenten Karl Herzog wurde dann von diesem jeder sorgfältig in Augenschein genommen und einem Instrument, je nach Beschaffenheit seiner Lippen, zugeordnet.

Ein uraltes Bariton, ein Überbleibsel der früheren Griesinger Musik, stand als erstes Übungsinstrument zur Verfügung. Diesem Instrument versuchte nun jeder, erste Töne zu entlocken. Das Hauptproblem der jungen Musiker war, dass sie Instrumente brauchten. Doch wer sollte diese Instrumente finanzieren? Da keine andere Möglichkeit gefunden wurde, erklärten sich die angehenden Musiker bereit, die Musikinstrumente aus der eigenen Tasche zu finanzieren. Zur damaligen Zeit mussten für ein Instrument im Durchschnitt zwei volle Monatslöhne aufgewendet werden. Auch war von zu Hause keinerlei Unterstützung möglich, da damals im Allgemeinen noch recht ärmliche Verhältnisse herrschten. Es musste also ein sehr großer Idealismus vorhanden sein, um aktiv in einer Musikkapelle mitspielen zu wollen. Große Instrumente wie Bässe und Schlagzeug konnten natürlich nicht ganz aus eigener Tasche finanziert werden. Deshalb führte man eine Alteisensammlung durch und bat um Spenden aus der Gemeinde. Diese blieben glücklicherweise auch nicht aus: die Molkereigenossenschaft Griesingen spendete einen größeren Betrag; die Feuerwehr verkaufte ihre alte Handdruckspritze als Altmetall und spendete den Erlös für die junge Kapelle.

Aktive Gründungsmitglieder
Herzog, Karl
Dirigent
Steck, Willy
Klarinette
Freudenreich, Peter
Trompete
Wiget, Konrad
Trompete
Freudenreich, Willi
Flügelhorn
Seitz, Manfred
Flügelhorn
Wiget, Erhard
Flügelhorn
Schmucker, Michael
Horn
Behmüller, Hans
Tenorhorn
Rapp, Josef
Tenorhorn
Seifert, Karl I
Tenorhorn
Behmüller, Rupert
Posaune
Braig, Franz
Bass
Werner, Franz
Bass
Uhlmann, Hans
Schlagzeug
Weiß, Walter
Schlagzeug
Jugendliche unter 18
Rapp, Gebhard
Klarinette
Seifert, Karl
Klarinette
Schmucker, Karl
Trompete
Werner, Wilhelm
Trompete
Bleyer, Rudolf
Horn

Nachdem die ersten Instrumente angeschafft worden waren, wurde in den folgenden Wochen mit Begeisterung geprobt. Für den Dirigenten Karl Herzog begann eine anstrengende und arbeitsreiche Zeit. Da die Musiker keine Vorkenntnisse hatten, mussten sie das Noten lesen und Spielen von Grund auf lernen. Alle waren aber mit soviel Elan und Einsatz dabei, dass sie in relativ kurzer Zeit eine richtige Musikkapelle bildeten. Schon 1957, knapp ein viertel Jahr nach den ersten Anfängen, trat die Kapelle bei der Kriegerdenkmaleinweihung zum ersten Mal öffentlich auf. Obwohl man noch keine musikalische perfekte Leistung zeigte, war die Freude über den ersten Auftritt groß genug, um den Ehrgeiz der jungen Kapelle zu stärken. Bei den folgenden Auftritten der Kapelle konnten daher spürbare Fortschritte festgestellt werden.

Nun war die erste Hürde genommen war und man beschloss, einen Verein zu gründen, um die Interessen der Kapelle besser vertreten zu können. Zur Gründungsversammlung wurde am 20. April 1958 in das Gasthaus Adler eingeladen. Zahlreich folgten die Griesinger Bürger dieser Einladung und stimmten für die Gründung des Musikvereins Griesingen. In den Vorstand wurden gewählt: 1.Vorsitzender Matthäus Pflug, 2. Vorsitzender Anton Wiget, Kassier Franz Braig und Schriftführer Josef Walter. Bei der Gründungsversammlung wurde um weitere Mitglieder für den Musikverein geworden. Es wurden Mitgliederlisten angelegt. Am Tag der Gründung hatte der Verein bereits 78 Passive und 21 Aktive Mitglieder.

Gründungsversammlung

Gründungsversammlung

Nun konnte sich die Kapelle wieder ganz der Musik widmen. Schon 1959 nahm man an einem Wertungsspiel der Unterstufe teil. Von vielen wurde die Teilnahme als großes Wagnis betrachtet, aber mit 99 Punkten und einem 2. Rang brachte sie doch einen beachtlichen Erfolg. Beim Kreismusikfest, 1960 in Unterstadion, präsentierte sich die Kapelle zum ersten Mal in einer neuen schmucken Uniform. Diese wurde von den Spielern zum größten Teil selber finanziert. Im Jahre 1962 ließ sich der junge Verein ins Vereinsregister eintragen. Leider musste im selben Jahr der geschätzte und bewährte Dirigent Karl Herzog aus beruflichen Gründen die Kapelle verlassen. Glücklicherweise waren Herr Kneer aus Schelklingen und Herr Stolz aus Rißtissen bereit, vorübergehend die Leitung der Kapelle zu übernehmen. Zum Ende des Jahres 1962 war es Karl Herzog möglich, die Leitung „seiner“ Kapelle erneut zu übernehmen. Sein musikalisches Können und seine Tatkraft führten zur stetigen Aufwärtsentwicklung der Kapelle in den folgenden Jahren. Im Jahr 1962 wurde auch ein Gartenfest als Musikertreffen eingeführt, das dann später in ein Zeltfest umgewandelt wurde.

Ein ganz besonderer Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war die Durchführung des 14. Kreismusikfestes mit Wertungsspielen, das vom 23. bis 25. Juli 1966 durchgeführt wurde.

Bei der Generalversammlung 1967 stellte der Vorsitzende Matthäus Pflug sein Amt zur Verfügung und die Versammlung wählte Erhard Wiget zum neuen 1. Vorsitzenden. Dieser sollte in den nächsten 21 Jahren die Geschicke des Vereins lenken.

Das Frühlingsfest mit Musikertreffen, das die Vereinskasse stärken soll, ist nun bereits zur jährlichen Tradition geworden, das sich kein Griesinger mehr wegdenken könnte. Auch die Turnhalle, die zu dieser Zeit neu erbaut wurde, konnte gleich für ein Konzert und ein wohlgelungenes Weinfest genutzt werden. Auch an der Fasnet beteiligte sich die Kapelle immer schon gerne. So spielte sie z.B. im Jahre 1968 den Fasnetsumzug in Ehingen mit und auch in Griesingen wurden die Schulkinder am Fasnetsmontag musikalisch durchs Dorf begleitet. Seit 1968 wurde vom Verein eine Maiwanderung veranstaltet, bei der die Musiker von Gaststätte zu Gaststätte wanderten und dort Musik machten, um anschließend ihre Belohnung in Form von Bier entgegenzunehmen. Ein weiterer, für die teilnehmenden Musiker, bestimmt unvergesslicher Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war die Teilnahme der Kapelle an der Steubenparade in New York und eine anschließende 14-tägige Konzerttournee durch die USA im September 1977. Dieses Ereignis fand bei den Musikern großen Anklang, so dass es im Jahr 1984 einen weiteren Auftritt in den USA gab.

MVG in den USA

Auch im Aussehen der Kapelle hatte sich mittlerweile etwas verändert. 1973 wurde eine neue Musikertracht angeschafft; diese Tracht hatte beim Landeswettbewerb der Trachten den 2. Preis erhalten. Nachdem es den Verein nun schon geraume Zeit gab, wurde der Wunsch nach einem Vereinsheim immer größer. Erfreulicher Weise wurde uns von der Gemeinde das alte Lehrerhaus 1985 unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Von 1985 bis 1987 wurde dieses Haus von den Musikern mit viel Einsatz umgebaut und renoviert. Nach der Fertigstellung wurde es der Gemeinde am 2.-3. September 1989 durch einen „Tag der offenen Tür“ präsentiert. Dabei wurde das Musikerheim auch durch Herr Pfarrer Kurz offiziell eingeweiht.

Im Jahre 1988 konnte der Musikverein seinen 30. Geburtstag feiern. Dieses Jubiläum wurde im Rahmen eines großen Zeltfestes mit Umzug und Sternmarsch gefeiert. Noch im selben Jahr legte Karl Herzog nach 30 Jahren als Dirigent des Musikvereins Griesingen sein Amt nieder. Die Entscheidung von Karl Herzog war dem Verein schon längere Zeit bekannt, weshalb sich Gebhard Raiber und Wolfgang Spada im Vorfeld mit dem C3 Dirigentenlehrgang für seine Nachfolge qualifiziert hatten. Der Verein stand vor der Qual der Wahl und entschied sich in geheimer Abstimmung für Gebhard Raiber als Nachfolger von Karl Herzog. Beim großen Abschiedskonzert konnte Karl Herzog den Dirigentenstab seinem Nachfolger übergeben. In den darauf folgenden Jahren durchschritt der Verein aufgrund innerer Querelen seinen ersten Tiefpunkt in der Vereinsgeschichte. Die Mitgliederzahl der Kapelle sank kurzzeitig in den 90er Jahren von 55 auf 30 Musiker.

Im Jahre 1992 wurde für das traditionelle Frühlingsfest über die Pfingstfeiertage der jetzige Platz festgelegt. Dieser wurde von der Gemeinde dem Verein zur Verfügung gestellt. Um das Fest noch attraktiver zu machen, gab es dann 1999 zum ersten Mal den Oldtimerumzug, der sich bis jetzt immer größerer Beliebtheit erfreut.

Zum Ende des Jahres 2000 wurde Gebhard Raiber durch Karl Hildenbrand im Amt des Dirigenten abgelöst. Im Jahr 2004 übernahm unser jetziger Dirigent Peter Behmüller die Leitung der Kapelle. Er führte sie zur Sinfonischen Blasmusik, die die Kapelle jetzt regelmäßig in den Jahreskonzerten präsentiert.

Im Jahre 2000 hatten einige Musiker den Wunsch, sich wieder an Fasnetsumzügen zu beteiligen. Umgesetzt wurde dieser Wunsch mit der Gründung der Abteilung Bärenjäger. Die Legende der Griesinger Bärenjäger war die Grundlage für die Bildung der neuen Fasnetsabteilung des Musikvereins. Von anfangs knapp 20 Hästrägern ist sie auf über 90 Hästräger im Jubiläumsjahr angewachsen.

Bärenjäger

Im Jugendbereich wurde im Jahre 2006 erstmals ein Jugendkonzert durchgeführt. Dieses Konzert dient künftig als Plattform für die Musikschüler, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Zur Stärkung der Interessenvertretung im Bereich der Jugend wurde 2007 zum ersten Mal ein Jugendausschuss von den Musikschülern gewählt.

In Vorbereitung auf das 50 jährige Vereinsjubiläum wurde schon bald mit den Planungen begonnen und als äußeres Zeichen ein neues Logo für den Verein entworfen. Dieses Logo schmückt die neue Vereinsfahne, die von Karl Herzog gestiftet wurde. Die Einweihung der Vereinsfahne fand am Festabend zum 50 jährigen Bestehens am 19.04.2008 zusammen mit dem Patenverein, der Stadtkapelle Ehingen, statt.